Die Karpaten warten

Wolfgang Bachleitner, Ausgabe der Korridorkarte

Gruß aus dem Basiscamp, wo die Teams gestern abend nach einer 9-stündigen Fahrt von der Hellsklamm in Österreich, quer durch Ungarn, hier im westlichen Rumänien angekommen sind. Bei völliger Dunkelheit richteten sich die Teilnehmer auf einer Alm an einem Bergplateu für das Nachtlager ein.

Erwartet wurden die Teams von einem Lagerfeuer auf dem im Kupferkessel das fertige Gulasch köchelte und der immer wieder unbeschreiblichen rumänischen Gastfreundschaft. Serviert wurde das Ganze in einem entkernten Brotlaib und als Begleitung hervorragender Apfelschnaps, zum Umfallen gut.

Anschließend zogen sich die Teilnehmer zurück in ihre „Schlafgemächer“. Da gibt es verschiedene Ansätze: Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt spannen z.B. Spirits of Expedition eine Plane seitlich zwischen den beiden Autos, stellten ihre Feldbetten auf und schlüpften in den Schlafsack. Michi Waldl: „Im Oktober ist es hier einfach …..kalt aber wenn ich im Schlafsack bin ist mir das egal.“ One Spirit aus der Schweiz haben ebenso die überdachte Schlafsaalvariante gewählt, die Autos Heck an Heck gestellt und dazwischen ein Zelt zumindest mit Seitenwänden bis auf den Boden, was das Durchziehen für den eiskalten Nachtwind erschwert. Dazwischen stehen die Feldbetten für die Mannschaft. Bei den Nicis wird ein großes Gemeinschaftszelt aufgebaut, auch mit Feldbetten und Schlafsäcken versehen, im Großzelt wird geschlafen und gegessen. Andere Teams haben das Dachzelt aufgeklappt und ziehen sich via Leiter ins kuschelige Bettchen zurück, so entgehen sie jedenfalls der Bodenkälte.

Tagwache für die meisten um halb 8 heute morgen. Eine grandiose Ausicht rundum entschädigt für die steifgefrorenen Glieder. Ein Hirte wandert mit seine Schafe vor uns vorbei. Damit das Kaffeegeschirr nicht gleich vom Tisch rutscht, müssen One Spirit zuerst die Tischplatte mit dem Eiskratzer vom Gefrorenen befreien. Langsam kommt Leben ins Basiscamp. Kaffee kocht überall zwischen Zelten und Fahrzeugen.

Die Morgenwäsche beginnt, aber es gibt nur Zwei, die ich dabei antreffe. Klaus Neubauer wäscht sich oben ohne, als wäre wir hier an einem schönen lauen Sommerabend und Richard Koza, auch teamsaurer2, ist überhaupt im kurzärmeligen T-Shirt unterwegs. „Er kommt aus Madagaskar, dort gibts keinen Winter, er ist offenbar genetisch kälteunempfindlich“, meint Gregor Schiller und weiter, „wenn Richard sich einmal einen Pullover nimmt, dann heißt das für uns: Warm anziehen“.

Nach einer morgendlichen Stärkung und dem Verstauen der Nacht-Utensilien beginnt um 9 Uhr das Fahrermeeting. Die Teams warten bereits sehnsüchtig auf das Kartenmaterial für den Korridor. Erst jetzt erfahren sie wo die Reise für die nächsten Tage sie hinführen wird. Dazu gibts, auch am Sonntag hier, frischgebackenes rumänisches Brot als kleine Wegzehrung. Mit den Karten digital und analog beschäftigen sich die Teilnehmer dann für die nächste Zeit mit der Planung der Route durch ein tausende Quadratkilometer großes Berg- und Waldgebiet. Die SuperKarpata-Erfahrenen haben diese Planungsaufgabe in 30 Minuten gelöst, bevor sie die Startlinie überqueren. Die Neueinsteiger haben gleich die erste Herausforderung, sie kämpfen doch etwas länger und mit den Tücken der hochkomplexen Navigationssysteme und -geräte.

Von jetzt an sind die Teams völlig auf sich allein gestellt, erst in drei Tagen werden wir sie wieder im Mittelziel zu Gesicht bekommen. Los geht’s, die Karpaten warten.